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Marvin Fuhs veröffentlichte ein Update in der Gruppe
Spezialisierung vor 8 Jahren, 8 Monaten
Hallo liebe Laufkollegen!
Ich hoffe ihr hattet einen guten Start ins neue Trainingsjahr und eure Vorbereitungen laufen nach Plan 🙂
Ich bitte euch darum etwas zu erzählen über:
– Eure momentan bedeutendsten Stärken & Schwächen(!) als Läufer
– Eure Strategien/Trainingsideen 2017 genau an diesen Schwächen zu arbeiten (und diese vielleicht sogar zur Stärke zu machen?).Ich finde es sehr interessant und lehrreich zu erfahren mit welchen Herangehensweisen verschiedenste Athleten spezifische Ziele erreichen.
Für die, die noch keine Idee im Kopf haben um ihre Schwächen aufzuarbeiten, könnten wir ja gerne hier gemeinsam daran arbeiten 🙂Ich mach jetzt mal absichtlich nicht den ersten Beitrag dazu und lass euch zuerst erzählen (ich will vorrangig ja jetzt von euch lernen).
Vielen Dank für eure Beiträge & LG
Cooler Ansatz, werde das mal selber bewusst durchdenken und dann meine Sichtweise für mich selbst dazu niederschreiben! 😀
so jetzt schreib ich mal über meine Gedanken zu meinen Stärken & Schwächen
Meine Schwächen:
– Ausdauer von Bewegungsapparat & Muskulatur:
da mein ziel eine langfristige HM-Spezialisierung ist, ist das meine große Schwäche auf so einer langen Distanz ausdauernd genug zu sein. Die muskuläre Ermüdung kommt schon deutlich zu früh obwohl mein Herz noch super dabei wäre. Resultat dessen ist dass ich momentan einen HM super-konservativ nur mit „Halbgas“ angehen könnte.
So wird es voraussichtlich auch diesen Sommer sein mit nur 1:28:00 als Ziel (herzkreislaufmäßig locker machbar).
– verminderte Hochleistungsbereitschaft im Training:
bei wirklich intensiven Trainings tue ich mir sehr schwer in die ernsthafte Härte zu gehen. Es ist eine Blockade, die mein Kopf irgendwie nur in wichtigsten Wettkampfphasen aufhebt. Habe daher eigentlich kaum ein Training in dem ich wirklich „alles“ gebe.
Noch wird das bei mir recht wurscht sein weil ich trotzdem noch deutliche Fortschritte mache da ich noch ziemlich am Anfang stehe, ich denke aber je höher das Leistungsniveau wird und je mehr man von seinem Potential ausgeschöpft hat, desto relevanter wird es genau diese Blockaden auch im Training zu überwinden. Natürlich nicht oft, aber ich vermute ganz ohne steht man irgendwann an.. (?)
Meine Stärken:
– Konstanz im Wettkampf & Selbsteinschätzung:
selbst an schlechten Tagen oder in Formtiefs ist meine wettkampfspezifische Leistung nicht viel schlechter als sonst. Ich glaube das zurückzuführen auf eine gut überlegte Herangehensweise an Trainings und Wettkämpfe.
Trainings- & Wettkampftempos kann ich wirklich sehr gut & präzise einschätzen was ein Vorteil ist um meistens sehr gut den gewünschten Trainingseffekt zu erwischen und Überraschungen durch Fehleinschätzungen zu vermeiden..
Bei Wettkämpfen kann ich meist fast schon eine Prognose abgeben wie meine Leistung sein wird – hier muss ich aber aufpassen dass mich meine Prognosen nicht irgendwann mal an einer besseren Leistung hindern…..
– Sprinterfähigkeit auf der Langstrecke:
Ich war wohl schon immer eher der schnelligkeitstyp. Auf der kurzen Langstrecke (5km) konnte ich mich schon quasi voll drauf verlassen, wenn ich den Gegner am letzten km noch auf schlagdistanz habe, dass ich ihn die letzten 400-600m fast schon brutal (haha echt!) aussprinten kann..
Seit ich aber mein Training auf mehr Grundlagenfokus & die längere Langstrecke ausgerichtet habe (HM), merke ich einen starken Rückgang dieser hochexplosiven Endspurt-Stärke.
Meine große „Mission“ sozusagen ist aber die Sprinterfähigkeit so gut wie möglich auf die lange Langstrecke (HM) zu übertragen. Mir ist bewusst wie schwer diese Aufgabe ist weil man nie beide Komponenten (Langzeitausdauer und Schnelligkeit/Explosivität) auf maximalem Level haben kann. Ich möchte hier aber den bestmöglichen Kompromiss finden bei Beibehalt einer möglichst flexiblen und HM-nützlichen Endspurt-Stärke. Den weg dorthin muss ich mir in den nächsten jahren erst „erforschen“… Ideen dazu hab ich aber schon bissl, werde die nächsten Jahre sehen was funktioniert..
So, nachdem ich wieder im wunderbar warmen Österreich gelandet bin will ich mal meine Überlegungen posten, da ich natürlich gerade als Profi immer versuche meine Schwächen bestmöglich auszumerzen, da diese die fehlenden Sekunden bzw. Hundertstel bringen könnten! 🙂
– Schnelligkeit/Spritzigkeit: Sicher eine meiner Schwächen im Vergleich zu anderen Mittelstrecklern. Ich bin von Haus aus nicht der schnellkräftige Typ und es gibt sicher sogar einige Hobbysportler gegen die ich auf 30/60/100m keine Chance habe. Is natürlich auch nicht das Hauptaugenmerk meiner Disziplin, aber ein gewissen Ausmaß sollte man halt doch mitbringen, daher -> v.a. nach lockeren Läufen öfter mal Steigerer/Abläufe einbauen, um die Muskelfasern mal wieder zu aktivieren, selbes mit gezieltem und spritzigem Lauf ABC und „explosiven“ Übungen im Kraftzirkel. Grad in der Grundlagenphase kommt man schnell mal in so einen Dauerlauf-Schleichschritt, aus dem man hin und wieder einfach mal raus muss, egal ob Mittelstrecke, 10km oder Marathon.
– Besseres Timing des Formaufbaus -> Oft muss man hinnehmen, dass man zum Saisonstart einfach noch nicht 100% in Form sein kann bzw. die nicht über Monate hinweg halten kann. Drum will ich mich mit intensiven Einheiten noch mehr zurückhalten, damit die Form auch in der Wettkampfphase stabil bleibt und ich nicht zu den wichtigen Rennen hin schon wieder einen Abfall habe.
– Kling vielleicht blöd aber will über noch bessere Ernährung mein Gewicht/Körperzusammensetzung optimieren da ich da im Vergleich zur Spitze sicher noch Verbesserungspotential habe und 1-2 Kilo weniger herumschleppen kann schon was ausmachen! 😀
Meine Stärken:
– Gute Ausdauerbasis die ich auch weiter Verbessern möchte weil ich weiß, dass das für mich die Grundlage guter Zeiten is. Ohne Basis keine Performance.
– Verletzungsresistenz: Hatte bislang noch nie eine Verletzung die mich zum Pausieren gezwungen hat und das würde ich auch gern beibehalten, d.h. -> gezieltes Kraft- und Stabitraining sowie sinvolle Trainingsabstimmung bzw Feedback mit meinem Coach!
Das sind mal die großen Vorgaben, aber im Verlauf der Saison werden eh wieder verschiedenen Punkte positiv bzw. negativ herausstechen und daran will ich dann arbeiten… 🙂
danke Andi, sehr cool auch zu sehen wie du als Profi sowas siehst und damit umgehst.
meine Kommentare/Fragen zu dir:
– Schnelligkeit: erstmal Respekt dafür dass du als Nicht-Schnellkräftiger überhaupt Mittelstreckler bist, noch dazu sogar den österreichischen 1000m-Rekord hältst und dich so lange auf Hochleistungsniveau hier hältst 🙂
Deine Ansätze zur Schnelligkeitsentwicklung find ich super, frage mich aber du auch Maximalsprints machst?
Was ich damit meine: absolut maximale höchst explosive ~30m Sprints (also nur wenige sekunden), mit vorher ca. 20-30m „Anlaufen“ und danach langer Trabpause. So erreicht man halt fast 100% Fast-Twitch-Ansprechen ohne zu große Trainingsermüdung. Mein Ex-Coach hat mir das damals im Anschluss an Explosivitätsübungen aufgegeben. (ca. 10 Wdh. mit sehr langer ~350m Trabpause).
-Formaufbau: ich denk auch dass man den Formhöhepunkt besser in der Hand hat bei sparsamen aber sehr gezieltem Einsatz von Hochintensität.
– Ernährung: du bist sicher schon super dabei, aber fix 1 oder 2kg können (bei deinem niveau) entscheidendes bringen. Willst du die Ernährung prinzipiell umstellen oder einfach noch disziplinierter „Unnötiges“ (ungesunde Snacks zB) meiden?
– Grundlage: ich denk dass die Grundlage vor allem für eine stabilere und nachhaltigere Leistungsfähigkeit sorgt. Dass das bei dir passt sieht man denk ich bestens an deinen Überdistanz-WK & auch am Training („chillige“ Long jogs in 3:30/km 😀 😀 )
– Wünsche dir dass du weiterhin so gut den Balance-Akt zwischen hoher Leistung und Verletzung triffst 🙂 Nur so hat man besten Spaß an Training und Wettkampf und das ist das wichtigste 🙂
Bin übrigens gespannt aber auch zuversichtlich auf deiner 2017er-Saison mit deinem neuen Trainingskonzept. Was sind 2017 deine gewünschten Höhepunkte?
1) Genau sowas mach ich eigentlich, so ca. 30m sowohl Hochstart als auch fliegend! Eine Übersicht wie das bei mir ca. aussieht und was ich sonst noch so mache gibts unter „Spezialisierung->Schnelligkeit“, da hab ich zum Video auch eine Datei dazugetan! 🙂
http://plattform.andreasvojta.com/wp-content/uploads/2016/11/Schnelligkeit.pdf
Ernährungsmäßig will ich einfach ein bisschen disziplinierter sein, ich würde sagen rein von der Qualität passts meine Ernährung gut, aber gerade bei viel Trainingsumfang tendiere ich zu zu viel Quantität und auch mit gesundem Essen nimmt man zu wenns zu viel is 😀
Aber ich bin auch seit 01.10.2016 vegetarisch unterwegs und bin zufrieden damit, mache es zwar aus ethischen Gründen aber leistungsmäßig hat es mMn keinen EInfluss wenn man sich „normal“ ernährt
Die nöchsten Ziele sind mal die Hallensaison, ich werde 2x1500m und 1x3000m bei Meetings laufen und nach (hoffentlich) erbrachtem Limit dann entscheiden, was mir für die Hallen-EM im März mehr zusagt 🙂
hey die Datei ist super, hab ich mir angesehen 🙂
Eine frage: was machts für einen relevanten unterschied ob man diese maximalsprints stehend oder fliegend macht? (v.a. als Mittel- od. Langstreckenläufer)
Cool dass du vegetarisch bist, denke auch dass die Leistung mit oder ohne Fleisch nicht wirklich anders ist – fix ist aber dass viel Gemüse & Obst dem Körper sehr gute Nährstoffe und positive Energie zum arbeiten gibt, daher denk ich ist sicher eine zumindest vegetarisch angelehnte Ernährung empfehlenswert. Ich denk man kann so eine Tendenz auch bei Weltklasse-Athleten sehen.. (also Langstreckenläufer gibts da denk ich kaum welche die sich ganz viel Fleisch reinziehen 😀 )
Aber hast recht, leider kann man auch gesund zu viel essen – haha ich kenn das leider auch zu gut…
Deine Hallensaison steht ja fast schon vor der Tür! wünsche dann noch positive und verletzungsfreie letzte Vorbereitungswochen! 🙂 Werde es gespannt mitverfolgen und die Daumen drücken!
Danke erstmal, bin auch schon gespannt auf den Saisoneinstieg nächste Woche! 😉
Zu stehend bzw. fliegenden Starts: Macht de facto keinen Unterschied für uns Läufer, is eher zur Abwechslung. Zu beachten is evtl nur, dass ein fliegender doch länger und dadurch intensiver is, dh 30m aus Stand sind 30m, 30m fliegend bei denen man mit „Fullspeed“ daherkommen soll sind dann eher 50-60m inkl. dem Weg zum Beschleunigen 🙂
ok, ich seh bei fliegend halt weniger Verletzungsgefahr wie bei stehendem Vollsprint, deshalb werd ich gefühlsmäßig eher dort bleiben.
Angeblich passieren Muskelfaserrisse meistens bei abrupter als bei kontinuierlicher Beschleunigung – fix ist so ein maximaler Sprint auch fliegend immer noch etwas abrupt, aber weniger als stehend.